Was ist an Nest so interessant für Google und für uns?

Nest
Nest Protect und Nest Thermostat, Quelle: nest.com

Die Topmeldung des Tages für die Tech- und Cleantech-Branche ist der Deal von Google mit Nest. Für den stolzen Preis von 3,2 Mrd. Dollar wird Google den innovativen Anbieter von Thermostaten und Rauchmelder aufkaufen. Damit wird auch der Designer, der für Apple iPod und iPhone mit entwickelt hat, zu Google wechseln.

Was ist aber wirklich so wichtig an diesem Deal, dass sich heute alle mit Smart-Home befassen, auf einmal reden auch Tech-Blogger von Smart Home. Gestern hatte ich ja schon darüber geschrieben, dass Robert Basic sich in einem Beitrag sich über Einzellösungen von Unternehmen beschwert. Heute ist der Nest-Deal in vielen Medien ein Thema. Tech-Blogger Sascha Pallenberg hat heute, im Auftrag von digitalstrom, passenderweise in einem schönen Beitrag erklärt was ein Smart-Home eigentlich ist.

Das Nest-Thermostat

Nest Thermostat
Nest Thermostat, Quelle: nest.com

Die Heizungs-Thermostate werden von uns normalerweise selten bedient, vielleicht stellen wir sie morgens ein auf eine feste Temperatur und abends werden sie wieder runter gedreht. Vom Wetter sind die Einstellungen vermutlich kaum abhängig.

Das Nest Thermostat ist nicht nur optisch ansprechend, es ist im wesentlichen ein intelligentes Thermostat, das beim Energiesparen hilft, sich an die individuellen Lebensgewohnheiten anpasst und von unterwegs mit dem Smartphone bedient werden kann. Wir kennen das so ähnlich von der intelligenten Heizungssteuerung tado°.

Man stellt beim Nest nicht irgendwelche Zahlen ein, sondern direkt die gewünschte Temperatur. Das Thermostat lernt dann schnell wie die persönlichen Präferenzen und Gewohnheiten sind, reduziert die Temperatur wenn man außer Haus ist und kann von unterwegs aus kontrolliert oder eingestellt werden. Mit der App können mehrere Thermostate im Haus geregelt werden.

Am Ende eines Monats werden die Daten zusammen gefasst und als Report angezeigt auf dem Smartphone oder Tablet. Es werden jedoch nur Betriebszeiten und Temperaturen erfasst und geregelt. Da diese im wesentlichen den Heizenergieverbrauch bestimmen, kann man damit auch auf den Energieverbrauch schließen.

So zeigt ein Blatt in der  Anzeige des Thermostat an, ob gerade Energie gespart wird, ausgehend von einer geringeren Temperatur als üblich. Das Thermostat selbst hat übrigens nur die Größe eines Eishockey-Pucks. Die Einsparung von Heizenergie soll hoch sein, zumindest nach den gezeigten Beispielen. So wurden in einem Beispiel die Kosten von $250 schon nach 6 Monaten mehr als eingespart und in einem anderen Beispiel konnte der Energieverbrauch um 25% reduziert werden.  Die Beispiele gelten für die USA, ob das hier auch so ist, glaube ich eher nicht.

Rauchmelder von Nest

Nest Protect
Nest Protect bei Nacht, Quelle: nest.com

Sicherheit sollte nicht stören ist das Motto von Nest Protect, dem Rauchmelder aus dem Hause Nest. Man kennt ja die nicht funktionierenden  Rauchmelder, wenn die Batterie alle ist, oder weil sie abgeschaltet werden, wenn sie auf den Dunst aus der Küche reagieren.

Nest Protect schützt vor Rauch und vor Kohlenmonoxid. Das Gerät, das wieder relativ gut aussieht, fängt nicht erst bei einem Grenzwert an zu piepen, sondern warnt schon bei ansteigenden Meßwerten mit einem Licht und einer menschlichen Stimme. Handelt es sich um einen Fehlalarm, dann reicht schon ein Winken in der Nähe des Gerätes, um es wieder zu beruhigen.

Auch dieses Gerät lässt sich vom Smartphone oder Tablet aus kontrollieren. Das ist durchaus sinnvoll, denn man erhält eine frühzeitige Warnung, wenn die Batterie bald leer sein wird oder man erhält auch unterwegs eine Information, bei Rauch oder Kohlenmonoxid in der Wohnung. Darüber hinaus kann man eine Notfallnummer eingeben, wer informiert werden soll, wenn etwas passiert.

Im Ernstfall sagt der Rauchmelder mit menschlicher Stimme, was das Problem ist und in welchem Raum es auftritt. Zudem können die Rauchmelder mit den Thermostaten verbunden werden, so dass bei erhöhten Kohlenmonoxid-Werten die Gasheizung abgedreht werden kann.

Man kann also gut verstehen, was an diesen bisher langweiligen Produkten so interessant ist. Sie sind eine weitere Stufe zum Internet der Dinge, was mir noch fehlt ist eine offene Schnittstelle zur Integration in andere Systeme – aber da ist wohl schon was in Arbeit. Der Wermutstropfen, und das Hindernis für viele Menschen, ist die bekannte Daten-Sammelleidenschaft von Google. Brauchen die wirklich noch mehr Daten von uns oder geht das nicht ohne?

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Über Andreas Kühl

Blogger mit großer Leidenschaft zur Online-Kommunikation in sozialen Netzwerken. Mein Hauptinteresse gilt den Themen Energieeffizienz, erneuerbarer Energien, energiesparendem Bauen, sowie der intelligenten Verknüpfung dieser Welten.

9 Gedanken zu „Was ist an Nest so interessant für Google und für uns?

  1. Ich finde es grundsätzlich bemerkenswert, dass Google diesem Thema eine derart große Bedeutung widmet. Ich denke, dass ist natürlich ob der großen Möglichkeiten geschuldet, die Daten dieses Bereiches nutzen zu wollen. Auf der anderen Seite glaube ich aber auch, dass Google dabei seinen Prinzipien „Don´t be evil“ treu bleibt, denn mit der sinnvollen Weiterentwicklung der Hausautomation ist auch ein großes Energieeinsparpotenzial verbunden. Um das zu heben, bedarf es aber eines umfassenden Ansatzes, Know How und Manpower. Und das hat ja Google nun ohne Zweifel. Ich bin sehr gespannt, was sich mit der Übernahme von Nest ergeben wird.

    1. Google hat ein unheimlich großes Potential das Thema Smart Home und das Internet der Dinge voran zu bringen, das glaube ich auch. Daher begrüße ich diesen Schritt sehr.

    1. Nest ist in Europa noch nicht erhältlich. Das Thermostat funktioniert meines Wissens auch nur mit amerikanischen Heizungen und hat nur eine Ein-Aus-Steuerung im Gegensatz den europäischen Heizungen mit einer richtigen Regelung. Da gibt es bei uns schon vergleichbares, wie von EQ-3 oder tado°, beides lässt sich gut in andere Netze einbinden, z.B. in Qivicon.

      Der Rauchmelder wäre für mich aber auch interessant, da gibt es nichts vergleichbares bei uns, er sollte demnächst in Europa erhältlich sein.

  2. Ich finde den Kauf, den Google hier getätigt hat, generell nicht schlecht. Nest bringt gute Produkte und vor allem innovative und optisch gute Teile mit. Google wird die Technologie voran treiben und hat sicherlich auch ein großes Interesse daran, auch in der Heimvernetzung noch enger an Daten zu kommen und den eigenen Markt zu erweitern. Datenschützer werden aufschreien und es wird noch viel Diskussionsbedarf geben. Dennoch, was Google in die Hand nimmt wird vorangetrieben und das ist gut so!

  3. Ich denke, die Vernetzungswelle wird jetzt erst richtig losgehen. Die CES hat da ja eindeutig den Trend gesetzt, aber auch Unternehmen wie Cisco, IBM und andere, die eigens neue Units für das „Internet der Dinge“ gründen. Allerdings sollte versucht werden, möglichst oft nur die sinnvollen Dinge steuern zu können, die SIcherheit erhöhen, Energieverbrauch reduzieren etc. Zu viel „Lifestyle“ wird dem Sektor nicht gut tun – am Ende wachen wir auf und haben mehr Stromverbrauch z.B. als heute…
    Nest ist für mich eigentlich eher das Symbol dafür, dass es jetzt losgeht. Ich glaube, die Technologie von Nest ist weniger herausragend wie die Marke, die sie aufgebaut haben. Mal sehen, wann Nest nun Richtung Europa durchstarten wird.

  4. Das Thema Hausautomation ist auf jeden Fall erst am Anfang. Und was Nest im Gegensatz zu anderen Herstellern ganz richtig macht ist a) die intuitive Bedienung, b) die Lernfähigkeit der Tools und c) die Verknüpfung mit Smartphone Apps.

    Im Gegensatz zu dem Produkt, das Martin gerade gepostet hat, hat Nest noch den nicht zu unterschätzenden Design Vorteil. In der BrandEins aus dem August war ein interessanter Artikel zu Nest, der deren Ansatz auf den Punkt gebracht hat: http://www.brandeins.de/archiv/2013/fortschritt-wagen/gefuehlte-temperatur.html

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